Perspektivenwechsel - Stimmen der anderen

Die zweite Quarantänewoche ist fast vorbei und wir beginnen uns langsam an den momentanen Zustand zu gewöhnen. Hat sich die erste Woche noch wie Urlaub angefühlt, so ist das spätestens mit dem Wetterumschwung am Wochenende vorbei gewesen.

Hinzu kommen nun die drängenden Fragen nach der Arbeit und noch wichtiger dem Finanziellen. Niemand weiß, wie lange wir noch daheim bleiben werden, wie lange die Schule noch geschlossen und wie lange ein Versammlungsverbot aufrecht bleibt.


Außerhalb der Blase

Im Austausch mit vielen anderen Eltern habe ich versucht herauszufinden, was das Schwierigste an der Quarantäne mit Kindern ist. Ich habe aber auch nachgefragt, was aus dieser Zeit „mitgenommen“ werden kann. Die Bandbreite der unterschiedlichen Antworten verdeutlicht wie individuell die Situation für jeden Einzelnen ist. Das sind positive und negative Aussagen, entspannte und zweifelnde, witzige und nachdenkliche – aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind echt!


„Am Schwierigsten ist es, den Kindern zu erklären, warum man Großeltern und Freunde nicht sehen kann.“

„Die größte Herausforderung ist, die eigenen Emotionen zu kontrollieren und Frust und Müdigkeit nicht am Kind auszulassen.“


„Ich kann dem »nach innen besinnen« nichts abgewinnen, weil der Alltag es für mich persönlich nicht hergibt. Diese Momente habe ich eher in Freiheit.“


„Ich nehme mit, dass ich noch dankbarer für meine Freunde und Familie bin und, dass ich diese Zeit mit ihnen besser schätzen werde.“


„Ich vermisse die Treffen mit Familie und Freunden! Andererseits finde ich die Entschleunigung sehr gut, nicht ständig irgendetwas unternehmen zu »müssen«.“


„Mir fehlen meine Mama und meine Oma, am meisten tuts weh, dass ich sie nicht sehen und umarmen kann!“


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„Ich war aufgrund meines Berufes viel unterwegs, jetzt fühle ich mich eingesperrt.“


„Das Schwierigste mit Kindern in der Quarantäne ist gefühlt keine Pause, keine verantwortungsfreie Zeit zu haben.“


„Das Schwierigste ist für mich, dass niemand weiß, wie lange der Zustand dauern wird. Zu Beginn war es sehr entspannt, aber diese Ungewissheit macht mir Angst.“


„Ich genieße die Mehrzeit mit der Familie sehr, das bin ich als Vater nicht gewohnt.“


„Ich kann zu Hause nicht konzentriert arbeiten und habe oft das Gefühl, dass ich mehr mit den Kindern machen müsste. Ich finde den Spagat zwischen Homeoffice, Homeschooling und gemeinsame Zeit mit der Familie unfassbar schwierig.“


„Aus der Quarantäne möchte ich mitnehmen, dass ich auch weiterhin mit Freunden, die ich nicht so oft sehe (Video)-telefoniere. Das habe ich davor nie gemacht.“


„Ich bin sehr froh, dass ich einen sicheren Job habe und bin gespannt, wie sich die Kurzarbeit auf die Zeit zu Hause auswirken wird. Mir tun die Kinder leid, sie haben normalerweise täglichen Kontakt mit mehreren Kindern und der fällt plötzlich weg – das muss hart sein.“


„Am Schwierigsten ist es, mit den Kindern zu lernen. Ich bin froh, dass ich kein Lehrer bin ;-).“


„Ich versuche die fröhliche Stimmung bei uns zu Hause aufrecht zu erhalten. Das ist das Schwierigste, denn eigentlich bin ich selbst total verängstigt und mache mir große Zukunftssorgen.“

 

Ich möchte mich bei allen bedanken, die so offen und ehrlich über ihre Situation geschrieben haben. Die Reflexion hat schon viele Gespräche eröffnet und mich wieder ein Stückchen näher zu den Menschen gebracht, die mir so viel wert sind!

Bleibt zu Hause - bleibt gesund!

Schönes Wochenende!

Eure Anna